Die Medienberichte über die COVID-19-Pandemie überschlagen sich und wir alle müssen Einschnitte in unserem Alltag hinnehmen. Das verunsichert und erzeugt Angst. Was die derzeitige Lage besonders herausfordernd macht, ist der Umstand, dass Angst ansteckend sein kann. Unser Körper beginnt Stresshormone auszuschütten, wenn wir uns fürchten. Das merken wir nicht nur am eigenen Leib, sondern wir haben auch Antennen dafür, wenn in Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung die Angst wütet. Früher – in den Zeiten, in denen an Corona kein Gedanke verschwendet wurde und wir als Jäger*innen und Sammler*innen durch die Natur stromerten – war das ein sehr wichtiger Mechanismus, der unser Überleben sichern sollte. Wenn eine*r eine Bedrohung wahrnahm, waren alle anderen gleich mit gewarnt. Das fällt uns aktuell ein wenig auf die Füße und führt zu weniger bedachten Handlungen, wie Hamsterkäufen im Supermarkt.


Letzteres passiert, wenn wir nur noch wie gelähmt vor den Nachrichten sitzen und uns entsetzt fragen, wo das alles noch hinführen soll. Flucht ist aktuell etwas schwieriger, da wir kaum weglaufen können. Es sei denn, Sie besitzen eine Rakete, die Sie zum Mond fliegen kann. Physisch ist die Flucht also erschwert. Allerdings kann man auch gedanklich flüchten. Das geschieht zum Beispiel, wenn Menschen auch jetzt noch die Gefährdung, die von diesem Virus ausgeht, leugnen. Sie blenden die Gefahr aus. Dies führt zum Beispiel dazu, dass sie trotz aller Informationen einfach weiter machen wie bisher und kein Verständnis für die Schutzmaßnahmen aufbringen können. Wenn wir im Kampfmodus sind, beginnen wir meist, aktiv zu werden. Im positiven Fall wird die so freigesetzte Energie beispielsweise in der Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen umgesetzt, die auf Grund der hohen Ansteckungsgefahr nicht mehr einkaufen gehen möchten. Allerdings kann er ebenso in blindem Aktionismus in Form von Hamsterkäufen oder Tragen von ungeeigneten Atemschutzmasken münden.

Letztlich sind alle Angstreaktionen im Moment nicht allzu ungewöhnlich, aber sie strengen uns an. Wir stehen unter Dauerstress. Und das bringt uns in Sachen Corona kaum weiter. Ganz im Gegenteil: Stress schwächt das Immunsystem. Zudem lässt uns Angst irrational handeln, was die Lage für alle Beteiligten vermutlich sogar noch komplizierter macht.

Was kann man nun also tun, um gelassener zu werden?

Prüfen Sie die Fakten.

Unsere Wahrnehmung ist selten objektiv, sondern oft durch unsere Gefühle oder frühere Erfahrungen beeinflusst. Wenn wir über Corona nachdenken, fühlt es sich irgendwie nach einer diffusen Bedrohung an. Es kann helfen, dieses diffuse Gefühl mit Fakten zu konfrontieren.
152.428 Fälle weltweit und insbesondere die Zahl von 5720 Toten (WHO, Stand 15.03.2020 15.13 Uhr) klingt natürlich erst einmal brachial. Setzt man dies allerdings ins Verhältnis zu rund 7,8 Milliarden Erdenbewohnern, wirkt die Zahl plötzlich viel kleiner, oder? Betrachtet man nun den Anteil der Todesfälle und die Zahl der Erkrankten, so besteht für den Durchschnittsmenschen eine Wahrscheinlichkeit von 3,75% an den Folgen des Virus zu sterben. Natürlich ist ein gewisses Risiko da, aber umgekehrt, werden wir uns im Fall einer Ansteckung zu 96,25% davon erholen. Es geht an dieser Stelle nicht darum, die Gefahr klein zu reden. Dann wären wir ja im Fluchtmodus. Das Ziel ist eher, einen objektiveren Blick auf das Ausmaß der Pandemie zu entwickeln. Suchen Sie sich dafür Quellen, die objektiv berichten. Greifen Sie statt auf Boulevardblätter lieber auf Informationen des Robert-Koch-Instituts oder der WHO zurück.

Bleiben Sie im Hier und Jetzt.

Die Angst vor Corona liegt sicher nicht nur in einer möglichen eigenen Infektion. Auch Existenzen sind bedroht, was mit Zukunftsängsten einhergehen kann oder man sorgt sich um geliebte Menschen. Eine Eigenschaft von angstbesetzten Gedanken ist, dass sie sich um die Zukunft drehen. Dementsprechend kann es helfen, den eigenen Blick auf die Gegenwart zu richten. Machen Sie sich die Dinge bewusst, die trotz Pandemie noch wie gewohnt laufen. Das kann zum Beispiel der tägliche Spaziergang mit dem Hund sein. Zudem ist es günstig, die Zeit, in der Sie sich mit Nachrichten über das Virus beschäftigen zu begrenzen. Legen Sie fest, wie viele Minuten Sie dem Virus mental pro Tag widmen wollen. Außerhalb dieser Zeit wenden Sie sich anstehenden Aufgaben oder positiven Aktivitäten, wie zum Beispiel Sport zu. Versuchen Sie dabei, gedanklich auch wirklich im Moment, bei den Aktivitäten zu bleiben.

Sehen Sie die Geschehnisse als Herausforderung.

Stress entsteht dadurch, wie wir eine Situation bewerten. Am günstigsten ist es, wenn es uns gelingt, etwas nicht als Bedrohung oder Verlust wahrzunehmen, sondern als eine Herausforderung, an der wir wachsen können. Stellen Sie sich einmal vor, sie haben die Pandemie überstanden. Was könnten Sie daraus für sich mitgenommen oder gelernt haben? Auch wenn Verluste drohen, können Sie womöglich gestärkt aus der Angelegenheit hervor gehen. Vielleicht hatten Sie im Beruf alle Hände voll zu tun und können nun einmal verschnaufen, um dann mit aufgeladenen Akkus wieder loslegen. Eventuell ist Corona auch eine Chance für Sie, sich seinen Ängsten zu stellen und diese zu bewältigen.

Vermutlich wird uns der Virus noch eine Weile in Atem halten. Vergessen Sie dabei nicht, ab und zu tief durchzuatmen.

Hier gibt es mehr Tipps zu einem psychisch gesunden Umgang mit Corona…