Menschen, die psychologische Beratung in Anspruch nehmen, haben verschiedene Wünsche und Ideen bezüglich des Ergebnisses des Beratungskontakts. Eine dieser Zielstellungen ist die Veränderung von Verhalten bzw. Verhaltensgewohnheiten. Das kann zum Beispiel der Wunsch sein, sich gesünder zu ernähren, mehr Sport zu machen, das Rauchen aufzugeben, Entspannung in den Alltag einzubauen, nicht mehr so oft aggressiv zu reagieren oder ohne Fernsehen einzuschlafen. Diese und andere Gewohnheiten verändern sich nicht von heute auf morgen. Eine solche Veränderung benötigt in der Regel einiges an Zeit, Aufmerksamkeit und persönlichem Einsatz. Wir haben uns schließlich in jahrelanger Arbeit angewöhnt, uns so zu verhalten, wir wir es gerade tun und müssen bzw. wollen es an dieser Stelle sozusagen umlernen.
Es kann hilfreich sein, sich zu vergegenwärtigen, wie der Prozess einer Verhaltensänderung vonstattengeht. James O. Prochaska hat mit einigen Kollegen das transtheoretische Modell zur Erklärung ebenjenes Prozesses entwickelt1. Laut dem Modell werden insgesamt sechs Stadien durchlaufen, bis eine Verhaltensänderung in Fleisch und Blut übergegangen ist:
- das Stadium der Absichtslosigkeit
- das Stadium des Nachdenkens
- das Vorbereitungsstadium
- das Handlungsstadium
- das Durchhaltestadium
- das Abschlussstadium
Das Stadium der Absichtslosigkeit
Auf dieser Stufe des Veränderungsprozesses ist uns nicht so richtig klar, dass es etwas gibt, dass zu verändern wäre. Informationen, die uns auf das Problem aufmerksam machen, ignorieren wir getrost.
Das Stadium des Nachdenkens
Irgendwie ist nun doch langsam die Erkenntnis in unser Bewusstsein gesickert, dass da ganz eventuell etwas zu ändern ist. Jedoch gibt es noch viele Punkte, die wir an unserem bisherigen Verhalten schätzen. Punkte, die uns (vermeintliche) Vorteile bringen. Wir schwanken zwischen Für und Wider hin und her. Darüber tauschen wir uns auch mit unseren Vertrauten aus.
Das Stadium des Vorbereitens
Wir haben uns entschieden: Es muss etwas getan werden! Und das sehr bald. Wir suchen uns Informationen zum Thema und überlegen uns Strategien, wie wir unser Verhalten effektiv ändern können. Wenn Sie sich gerade nach einer guten Anlaufstelle für psychologische Beratung umschauen, sind Sie vermutlich gerade auf dieser Stufe.
Das Stadium des Handelns
Wir haben losgelegt und sind dabei, unsere geschmiedeten Pläne in die Tat umzusetzen. Auch für Außenstehende ist nun ersichtlich, dass wir wirklich beabsichtigen, etwas zu verändern. Diese Phase benötigt besonders viel Zeit und Aufmerksamkeit, die wir unserem Vorhaben widmen.
Das Stadium des Durchhaltens
Auf dieser Stufe haben wir uns bereits ein wenig an die Umstellung gewöhnt und müssen nicht mehr ganz so viel Energie aufwenden, um das neue Verhalten durchzuführen. Allerdings ist es hier wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, da die Wahrscheinlichkeit für Rückfälle in alte Gewohnheiten noch sehr hoch ist. Diese Phase kann uns einige Monate bis hin zu Jahren kosten.
Das Abschlussstadium
Es kann zwar vorkommen, jedoch ist es eher selten, dass wir dieses Stadium erreichen. Unser neues Verhalten fühlt sich an dieser Stelle an, als wäre es nie anders gewesen. Wir haben es vollkommen verinnerlicht.
Unser Weg bis zum Durchhalte- bzw. im besten Falle zum Abschlussstadium wird übrigens nicht so glatt verlaufen, wie es die Aufzählung der Stadien vermuten lassen mag. Hingegen ist es wahrscheinlicher, dass wir im Verlaufe des Änderungsprozesses immer mal wieder auf frühere Stufen zurück fallen.
Das transtheoretische Modell in bewegten Bildern