Humor ist nicht gleich Humor! Laut einer Forschergruppe um Rod A. Martin1 lassen sich vier Humorstile voneinander unterscheiden:

  • verbindender Humor
  • selbststärkender Humor
  • aggressiver Humor
  • selbstentwertender Humor

Die Stile beschreiben, auf welche Art Menschen tendenziell ihren Humor einsetzen. Humor wird hier also als Persönlichkeitseigenschaft verstanden. Persönlichkeitseigenschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie über lange Zeiträume hinweg in vielen verschiedenen Situationen auf ähnliche Weise zum Vorschein kommen.

Die Humorstile unterscheiden sich zunächst einmal darin, ob sie das Selbst des Humoranwenders oder die Beziehung zu anderen Menschen beeinflussen. Außerdem ermöglichen sie es, eine Unterscheidung zwischen eher ungünstigem und eher günstigem Humorverhalten zu treffen. Ob der gezeigte Humor sich eher als günstig oder ungünstig einordnen lässt, ist in manchen Fällen eine Frage des Ausprägungsgrades und der Intention.

Verbindender Humor

Dieser Humorstil beschreibt die Tendenz, mit anderen zu scherzen und zu lachen, sie zu amüsieren. Dies kann auch beinhalten, über sich selbst zu schmunzeln, allerdings vor dem Hintergrund eines liebevollen Blicks auf die eigene Person. Jene Form des Humors scheint unter anderem mit psychischem Wohlbefinden, Heiterkeit, Selbstachtung und emotionaler Stabilität einherzugehen. Er ist ein günstiger Humorstil.

Selbststärkender Humor

Auch der selbststärkende Humorstil ist positiv konnotiert. Menschen, die zum selbststärkenden Humorstil neigen, nutzen Humor, um eine andere Perspektive einzunehmen und allgemein humorvoller auf das Leben zu blicken. Humor wird hier als Bewältigungsmechanismus und zur Regulierung von Emotionen eingesetzt. Es zeigt sich ebenfalls eine Verbindung mit psychischem Wohlbefinden, Heiterkeit, Selbstachtung und emotionaler Stabilität, aber auch mit Optimismus und Zufriedenheit.

Aggressiver Humor

Aggressiver Humor äußert sich im Rückgriff auf Sarkasmus und Sticheleien. Er wird eingesetzt, um andere zu manipulieren oder um an ihnen Kritik zu üben. Dieser Humorstil nimmt keine Rücksicht auf die Empfindungen anderer. Menschen, die den aggressiven Humorstil nutzten, zeigen mehr emotionale Labilität, sind sozial weniger verträglich und in geringerem Maße gewissenhaft. Er scheint damit eher ungünstig zu sein.

Selbstentwertender Humor

Jener Humorstil zielt darauf ab, die Beziehung zu anderen zu stärken. Allerdings geschieht dies auf Kosten der eigenen Person, was ihn ebenso ungünstig erscheinen lässt. Der Anwender macht sich selbst zur Zielscheibe der Witze. Darüber hinaus wird der Humor zur Verleugnung eigener negativer Gefühle genutzt. Auch hier ließ sich eine Verbindung mit höherer emotionaler Labilität, geringerer Gewissenhaftigkeit sowie Verträglichkeit erkennen. Außerdem scheint diese Art von Humor unter anderem mit Depressionen, Ängstlichkeit, einer schlechten Stimmung, geringerem psychischem Wohlbefinden und weniger Zufriedenheit mit sozialen Beziehungen einher zu gehen.

Humortest und Einschränkungen

Der Test, mit dem diese Stile erfasst werden können, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Allerdings ist die deutsche Version nicht kostenlos zugänglich.

Zum englischen Fragebogen gelangen Sie hier.

Bedenken Sie jedoch, dass sprachliche Feinheiten einen großen Einfluss auf das Ergebnis des Tests haben können. Zudem ist im Moment eine Fachdiskussion darüber im Gange, ob der selbstentwertende Humorstil so wirklich existiert. Möglicherweise misst der Fragebogen nämlich gar nicht selbstentwertenden Humor, sondern negative Selbsteinschätzung.2

Literaturverzeichnis

1Martin, R. A., Puhlik-Doris, P., Larsen, G., Gray, J. & Weir, K. (2003). Individual differences in uses of humor and their relation to psychological well-being: Development of the Humor Styles Questionnaire. Journal of Research in Personality 37 (1), 48–75.
2Heintz, S. (2019). Do Others Judge My Humor Style as I Do? European Journal of Psychological Assessment 35 (5), 625–632.