Entspannung verändert die hirnelektrische Aktivität sowohl kurz- sowie bei regelmäßiger Anwendung von Entspannungsverfahren auch langfristig (Derra, 2017). Dies lässt sich über ein ElektroEnzephaloGramm (EEG) abbilden. Hierfür werden Elektroden am Kopf der Versuchsperson befestigt, welche über die Kopfhaut Veränderungen von Spannungen messen, die optisch in Wellendarstellungen auf einen Bildschirm projiziert werden. Je nachdem, wie angespannt wir sind oder in welchem Schlafstadium wir uns befinden, zeigen sich unterschiedliche, charakteristische Wellenmuster. Unter körperlicher oder psychischer Anstrengung sind beispielsweise mehr Beta-Wellen zu sehen. Alpha-Wellen zeigen sich hingegen im entspannten Wachzustand. Bei einer störungsfreien Umgebung oder geschlossenen Augen, erhöht sich die Häufigkeit ihres Auftretens. Theta-Wellen treten insbesondere dann auf, wenn wir uns stark auf etwas konzentrieren oder kurz davor sind, einzuschlafen.
Während des Einschlafsprozesses lässt sich folgender Musterverlauf beobachten: Die Grundfrequenz des alpha-Rhythmus wird geringer und theta-Wellen kommen hinzu. Treten sogenannte K-Komplexe und Schlafspindeln auf, ist die Phase des leichten Schlafes erreicht. Kurz darauf setzt bereits die Tiefschlafphase ein. Dieser Übergang von Wachheit zum Tiefschlaf geht sehr rasch von statten. Der veränderte Bewusstseinszustand des Entspannens unterscheidet sich allerdings vom Schlaf. Er ist eher zwischen Wachheit und leichtem Schlaf anzusiedeln. Wir sind nicht mehr vollständig wach, doch die Fähigkeit, den Einschlafprozess zu unterbrechen, ist noch gegeben (Petermann & Vaitl, 2014). Trotz der körperlichen und geistigen Passivität während des Entspannens besteht also weiterhin ein gewisses Maß an Aktivität. Auch die Fähigkeit der Selbstverfügung bleibt vorhanden. Darüber hinaus treten während der Entspannung selbst keine Erinnerungslücken auf (Hoffmann, 2004). Sollten Sie sich nach einer Entspannungsübung nicht mehr an alles erinnern können, sind Sie vermutlich im Verlauf eingeschlafen. Die Kunst des Beherrschens einer Entspannungstechnik liegt also darin, im Zustand zwischen Wachen und Schlafen zu verweilen. Dies bietet Körper und Psyche die Möglichkeit, sich zu regenerieren.
Eine Ausnahme stellt die Anwendung von Entspannungsübungen als Einschlafhilfe dar. In dem Fall ist es natürlich günstig und wünschenswert, sich von der Entspannung aus weiter in den Schlaf gleiten zu lassen.

Literaturverzeichnis
Derra, C. (2017). Progressive Relaxation. Neurobiologische Grundlagen und Praxiswissen für Ärzte und Psychologen. Berlin: Springer.
Hoffmann, B. H. (2004). Handbuch Autogenes Training. Kernverfahren der autogenen Therapie : Grundlagen, Technik, Anwendung (dtv, 14. Aufl.). München: dtv.
Petermann, F. & Vaitl, D. (Hrsg.). (2014). Entspannungsverfahren. Das Praxishandbuch (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.


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